Liquiditätskrise: Was ist zu tun, wenn das Geld knapp wird?

Sven von Bismarck, 28. April 2025

Starke Umsätze und volle Auftragsbücher vermitteln oft ein trügerisches Gefühl von Sicherheit. Doch viele Unternehmen geraten genau dann in Schwierigkeiten, wenn sie eigentlich gut dastehen – weil es an einem entscheidenden Punkt hapert: der Liquidität. In diesem Beitrag zeige ich, wie gefährlich eine Liquiditätskrise werden kann, woran man sie früh erkennt und welche Schritte im Ernstfall wirklich helfen.

Volle Auftragsbücher und eine gute Geschäftslage sind keine Garantie für finanzielle Stabilität. Viele Unternehmen geraten trotz starker Umsätze und positiver Kennzahlen in ernsthafte Schwierigkeiten – einfach deshalb, weil ein entscheidender Faktor fehlt: Liquidität.

Wenn das Geld nicht mehr reicht, beginnt eine gefährliche Abwärtsspirale. Die gute Nachricht: Mit klarem Kopf, schnellen Maßnahmen und der richtigen Priorisierung lässt sich das Ruder noch herumreißen.


Was ist eine Liquiditätskrise?

Eine Liquiditätskrise liegt dann vor, wenn ein Unternehmen seinen kurzfristigen Zahlungsverpflichtungen – etwa gegenüber Lieferanten, Mitarbeitenden oder dem Finanzamt – nicht mehr fristgerecht nachkommen kann.

Das tückische daran: Das Unternehmen kann bilanziell noch „gesund“ erscheinen. Entscheidend ist allein die Zahlungsfähigkeit im Hier und Jetzt.

 

Typische Warnsignale:

Verzögerte Steuer- und Sozialabgaben

  • Probleme bei der Begleichung von Lieferantenrechnungen
  • Engpässe bei Gehaltszahlungen
  • Verzögerte Steuer- und Sozialabgaben
  • Mahnungen, Inkassoschreiben, Zwangsvollstreckungen

Wichtig:
Ab dem Zeitpunkt der Zahlungsunfähigkeit im Sinne von § 17 InsO (Insolvenzordnung) ist die Geschäftsführung verpflichtet, innerhalb von drei Wochen einen Insolvenzantrag zu stellen. Wer das versäumt, riskiert zivilrechtliche Haftung – und strafrechtliche Konsequenzen.

 

Ursachen einer Liquiditätskrise

Die Gründe sind oft nicht spektakulär – aber in ihrer Kombination gefährlich:

  • Außenstände durch verspätete Kundenzahlungen
  • Gekündigte oder zu enge Kreditlinien
  • Ungeplante Ausgaben (Reparaturen, Nachzahlungen)
  • Schwaches Working Capital Management
  • Fehlinvestitionen ohne Rücklagen
  • Fehlende Übersicht über Zahlungsströme

 

Einblick aus der Praxis

Ich habe in meiner Laufbahn viele Unternehmen begleitet, bei denen die Liquidität zur echten Bedrohung wurde – obwohl auf dem Papier alles gut aussah. Besonders eindrücklich war ein Fall im produzierenden Gewerbe: Ein mittelständisches Unternehmen mit gutem Auftragsbestand kam durch Zahlungsziele von 60 bis 90 Tagen und steigende Einkaufspreise in eine gefährliche Schieflage.

Gemeinsam haben wir in kurzer Zeit Transparenz geschaffen, das Forderungsmanagement neu organisiert, mit Banken gesprochen – und einen Liquiditätsplan aufgestellt, der nicht nur das Unternehmen stabilisierte, sondern auch das Vertrauen aller Beteiligten wiederherstellte.

Mein Fazit aus diesen Situationen: Eine Liquiditätskrise ist keine Schande – aber wer sie ignoriert, gefährdet alles.

 

Was tun im Ernstfall?

Sobald erste Anzeichen einer Liquiditätskrise auftreten, heißt es: Handeln statt Abwarten!
 

1. Sofortige Liquiditätsanalyse

  • Erstellen einer aktuellen Liquiditätsübersicht
  • Prüfung aller fälligen Zahlungen und offenen Forderungen
  • Identifikation kurzfristiger Liquiditätsreserven

2. Aktives Forderungsmanagement

  • Mahnwesen verschärfen
  • Anreize für schnelle Zahlungen setzen (z.B. Skonto)
  • Ratenzahlungsvereinbarungen mit Schuldnern aushandeln

3. Kosten und Ausgaben straffen

  • Nicht unbedingt notwendige Ausgaben sofort stoppen
  • Miet-, Leasing- und Lieferverträge überprüfen
  • Kurzfristige Einsparpotenziale realisieren

4. Verhandlungen mit Gläubigern und Finanzierungspartnern

  • Zahlungsziele verlängern
  • Stundungen erwirken
  • Überbrückungskredite anfragen

5. Frühzeitige Kommunikation

  • Offene und transparente Gespräche mit Banken, Lieferanten und Mitarbeitern
  • Vertrauen erhalten – statt Gerüchte entstehen lassen

6. Gezielte Liquiditätsplanung für die Zukunft

  • Erstellung eines Liquiditätsplans für mindestens 6–12 Monate
  • Laufende Überwachung der Zahlungsströme
  • Aufbau eines Liquiditätspuffers für unvorhergesehene Ereignisse

 

Fazit

Liquiditätsengpässe sind keine Ausnahme – sie betreffen Unternehmen in allen Größenordnungen. Entscheidend ist, wie früh und wie konsequent reagiert wird. Wer Transparenz schafft, Verantwortung übernimmt und mit den richtigen Partnern an Lösungen arbeitet, hat eine echte Chance, gestärkt aus der Krise hervorzugehen.

Denn am Ende gilt: Liquidität ist der Treibstoff eines Unternehmens – ohne sie läuft nichts.

Sie stehen vor einer Herausforderung oder möchten Ihre Liquiditätslage professionell reflektieren? Schreiben Sie mir.

Ich melde mich persönlich.
  – Sven von Bismarck
 

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