Business mit einem jungen japanischen Unternehmen – zwischen Tradition und Aufbruch- Was ich aus einer überraschenden Zusammenarbeit gelernt habe

Sven von Bismarck, 06. Juni 2025

Ich hatte schon öfter mit internationalen Unternehmen zu tun – auch mit japanischen. Meist waren es große, etablierte Konzerne, durchstrukturiert, zurückhaltend, zuverlässig. Was ich allerdings vor einiger Zeit erleben durfte, war völlig anders – und gerade deshalb so faszinierend: die Zusammenarbeit mit einem jungen, dynamischen japanischen Unternehmen, das ganz anders tickte. Und doch – irgendwie typisch japanisch blieb.

 

Ich war eingeladen, ein Projekt zu begleiten, das sich in einer sensiblen Phase befand. Die Firma war technikgetrieben, international orientiert, in vielen Dingen schneller und direkter als das, was man gemeinhin mit „japanischer Geschäftskultur“ verbindet. Und trotzdem spürte man bei jedem Schritt, bei jeder Entscheidung, bei jeder Interaktion: Hier wirken tiefere kulturelle Muster. Leiser vielleicht, aber nicht weniger kraftvoll.

 

Was mich besonders überrascht hat: die Sprache

Obwohl das Unternehmen international tätig war, sprachen viele der jungen Führungskräfte kaum Englisch – und das in einem globalen Setup. Für mich war das im ersten Moment wirklich überraschend. Ich hatte – ganz ehrlich – etwas anderes erwartet. Doch je länger ich mit dem Team arbeitete, desto unwichtiger wurde die Sprache.

Denn es gab andere Brücken: echtes Zuhören, kluge Fragen, viel nonverbale Kommunikation – und vor allem: echtes Interesse an einem gelingenden Miteinander. Wir arbeiteten mit Dolmetschern, mit Skizzen, mit Rückfragen – und mit Geduld. Und es funktionierte. Am Ende zählte nicht, wie flüssig jemand Englisch sprach, sondern wie sehr wir einander vertrauten.

 

Schnell und beweglich – aber nie hektisch

Was mir ebenfalls auffiel: Entscheidungen wurden schnell getroffen – aber nie vorschnell. Die Gründer wollten klar vorankommen, hatten eine Mission. Trotzdem spürte ich bei jeder Entscheidung: Da war etwas sehr Japanisches im Spiel. Ein Bedürfnis nach Abstimmung. Nach innerer Stimmigkeit. Und nach Rückhalt im Team.

Es wurde nicht laut diskutiert. Es wurde nicht übertrieben gepitcht. Aber wenn eine Entscheidung einmal gefallen war, stand sie. Ohne Rückzieher, ohne Theater. Ich fand das beeindruckend.

 

Vertrauen entsteht nicht im Meeting, sondern dazwischen

Die Japaner, mit denen ich gearbeitet habe, wollten verstehen, wie ich ticke – nicht nur fachlich, sondern auch persönlich. Sie haben genau beobachtet: Wie konsequent bin ich? Wie gehe ich mit Konflikten um? Bin ich berechenbar?

Es gab keine Tests im klassischen Sinne. Aber ich merkte schnell: Die eigentlichen Prüfsteine lagen in den kleinen Momenten. Ob ich nach einem schwierigen Call nachhakte. Ob ich Dinge zu Ende brachte. Ob ich über das Offensichtliche hinaus dachte.

 

Wenig Show, viel Substanz

Keiner der Beteiligten hat sich in Szene gesetzt. Es gab keine Machtspielchen, keine lauten Egos. Dafür sehr viel Verbindlichkeit im Handeln. Und auch das hat mich beeindruckt: Diese Kultur funktioniert nicht über große Worte, sondern über kleine, konsequente Schritte.

 

Ich habe gelernt:

  • Nicht jedes „Ja“ heißt Zustimmung.
  • Nicht jede Stille ist Unsicherheit.
  • Und nicht jede Langsamkeit ist Zögern.

 

Mein Fazit?

Die Zusammenarbeit mit diesem jungen japanischen Unternehmen war für mich eine der inspirierendsten Erfahrungen der letzten Jahre. Sie hat mir gezeigt, dass Tradition und Fortschritt sich nicht ausschließen – im Gegenteil: Wenn beides klug verbunden wird, entsteht echte Stärke.

Und sie hat mich gelehrt, offener zuzuhören, sensibler hinzuschauen – und geduldiger zu kommunizieren.

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