Business mit Katar – warum man Katar nicht mit Saudi-Arabien verwechseln sollte.

Sven von Bismarck, 06. Juni 2025

Katar denkt langfristig – in Jahrzehnten, nicht in Quartalen.
Wer mit katarischen Partnern Geschäfte macht, erlebt eine andere Dimension von Strategie, Geduld und Loyalität. Gleichzeitig trifft man auf komplexe Entscheidungswege, hohe Vertrauenshürden – und eine tiefe Erwartung an kulturelles Fingerspitzengefühl.

 

Was oft unterschätzt wird:
Katar ist nicht Saudi-Arabien.
Auch wenn beide Länder geografisch und kulturell eng verbunden sind, unterscheiden sich ihre Businesskulturen deutlich:

  • Katar agiert leiser, Saudi sichtbarer.
    Katar investiert diskret, oft indirekt, über Fonds und Vehikel – Saudi-Arabien geht stärker in die Sichtbarkeit: Vision 2030, Mega-Projekte, internationale Joint Ventures.
  • Katar setzt auf Netzwerke, Saudi auf Strukturen.
    In Katar zählen persönliche Kontakte, Nähe zu Entscheidungsträgern, vertrauensvolle Empfehlungen. Saudi-Arabien hat stark institutionalisierte Prozesse mit klaren Governance-Vorgaben.
  • Katar ist kleiner, aber wendiger.
    Das macht Katar oft schneller in der Umsetzung – sofern man Zugang zur richtigen Ebene hat. In Saudi-Arabien dagegen dauern Entscheidungen oft länger, sind dafür aber systematischer dokumentiert.
  • Das politische Umfeld unterscheidet sich.
    Katar verfolgt eine multipolare Außenpolitik und positioniert sich als Vermittler. Das wirkt sich auch auf Investitionen aus – sie sind häufig strategisch und geopolitisch eingebettet. In Saudi-Arabien dominiert dagegen die zentrale Linie der Vision 2030.

 

Erfahrungen aus der Praxis:
Seit 2013 begleite ich Projekte mit arabischen Partnern – von Industriekooperationen über Beteiligungen bis hin zur Restrukturierung im internationalen Umfeld.

Was mir immer wieder auffällt:

  • Zahlen sind wichtig, aber nicht zentral.
  • Vertrauen entsteht über Zeit – nicht über Präsentationen.
  • Respektvolle Kommunikation ist Grundvoraussetzung.
  • Gemeinsame Interessen überwiegen kurzfristigen Gewinn.

 

Was gut funktioniert hat:
– Geduldiger Beziehungsaufbau mit lokalem Netzwerk
– Verständnis für indirekte Kommunikation und Entscheidungswege
– Verlässliche Vertraulichkeit, auch ohne formalen Rahmen

 

Was ich heute anders machen würde:
– Frühzeitig kulturelle Übersetzer einbeziehen
– Weniger „Berater-Tempo“, mehr Zeit für Aufbau echter Nähe
– Erwartungsmanagement in beide Richtungen – offen, aber diplomatisch

 

Fazit:
Katar ist ein stiller, aber strategischer Partner – mit großem Interesse an industrieller Substanz, technologischem Know-how und resilienten Geschäftsmodellen. Wer Katar mit Saudi-Arabien verwechselt, verpasst die Chance, einen hochrelevanten, eigenständigen Partner zu verstehen.

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