Ein Zelt in der Wüste – Was ich beim Business in Saudi Arabien gelernt habe

Sven von Bismarck, 06. Juni 2025

Ich wurde einmal in ein Zelt in der Wüste eingeladen – am Rand von Jeddah, Saudi-Arabien.
Kein Luxuszelt. Kein Event. Einfach ein Ort mit Geschichte.
„Hier stand schon das Zelt meines Urgroßvaters“, sagte der Gastgeber. Nebenan: seine Kamelherde. Nicht zur Milchproduktion, sondern als Symbol von Status, Stolz und Tradition.

Ich war geschäftlich unterwegs. Aber an diesem Abend ging es nicht um Businesspläne oder Vertragsdetails.
Es ging um etwas anderes: Verbindung. Vertrauen. Herkunft.

 

Business in Saudi-Arabien funktioniert anders

Wer meint, in Saudi-Arabien liefe Geschäft wie bei uns – Meeting, Pitch, Abschluss – wird schnell auf dem falschen Fuß erwischt.
Beziehungen entstehen hier über Zeit. Man lernt sich kennen. Persönlich. Bei Tee, beim Essen, beim Reden über Familie, Geschichte, Werte.

Die Einladung in dieses Zelt war kein nettes Extra – sie war der eigentliche Anfang der Geschäftsbeziehung. Der Gastgeber hat mir nicht nur gezeigt, woher er kommt.
Er hat mir damit auch gesagt: Wenn du mit mir Geschäfte machen willst, musst du verstehen, wer ich bin.

 

Vertrauen kommt vor Vertragswerk

In Saudi-Arabien beginnt kein Deal mit einem unterschriebenen Vertrag. Er beginnt mit einer Geste. Mit einer Einladung. Mit einem Gespräch, das nicht auf ein Ergebnis zielt – sondern auf eine Beziehung.

Was in Deutschland als Small Talk gilt, ist dort ein zentrales Element der geschäftlichen Annäherung.
Ich habe gelernt: Geduld ist keine Schwäche, sondern eine Währung.

 

Autorität wird persönlich gelebt

Entscheider sind meist hochrangig und selten direkt greifbar. Wenn sie sprechen, zählt ihr Wort. Status, Alter und Respekt prägen den Ton.
Kritik, wie wir sie kennen – sachlich, direkt, lösungsorientiert – kommt oft nicht gut an.

Man spricht in Bildern. Oder sagt durch das, was man weglässt, alles Wichtige.

 

Flexibilität ist Pflicht – nicht Kür

Pläne ändern sich. Meetings auch. Es kann sein, dass man morgens noch keinen Termin hat – und abends auf dem Weg zu einem entscheidenden Dinner ist.
Wer dann an seinem Ablaufplan festhält, wird schnell ungeduldig – und übersehen, wie die Dinge hier wirklich laufen.

Ich habe gelernt: Halte deine Struktur intern – aber sei nach außen beweglich.

 

Nicht jeder Anfang führt zu einer gemeinsamen Zukunft

Am Ende hat es mit diesem Partner nicht dauerhaft funktioniert.
Nicht wegen eines Streits – sondern wegen stiller Unterschiede: andere Erwartungen, andere Entscheidungswege, ein anderes Verständnis von Verbindlichkeit.

Trotzdem – oder gerade deshalb – war diese Erfahrung wertvoll.

 

Was bleibt

Ich habe gelernt, dass kulturelles Verständnis kein Nice-to-have ist, sondern Voraussetzung.
Dass Vertrauen vor Verträgen kommt.
Und dass nicht jeder Kontakt ein Deal wird – aber jeder Kontakt ein Fenster in eine andere Welt sein kann.

Und ich habe gelernt:
Ein Abend in der Wüste kann mehr erklären als hundert Seiten PowerPoint.

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