Was ich von US-Amerikanern über Business gelernt habe – auf dem Golfplatz, in Vegas und zwischen Ost- und Westküste
Sven von Bismarck, 06. Juni 2025
Manchmal sind es gerade die scheinbar beiläufigen Momente, in denen Business in den USA passiert. Nicht im Konferenzraum, nicht bei Vertragsverhandlungen – sondern beim Golf. Oder spätabends in einer Rooftop-Bar in Las Vegas.
Ich hatte in den letzten 20 Jahren mehrfach die Gelegenheit, mit amerikanischen Partnern zusammenzuarbeiten – von San Francisco bis Miami. Und jedes Mal war ich aufs Neue fasziniert, wie unterschiedlich das Spiel dort läuft. Im besten Sinne.
Golf statt Konferenztisch – Business auf amerikanisch
Eine meiner eindrücklichsten Erfahrungen war eine mehrtägige Serie von Einladungen auf eine Golfplatz in Florida. Jeden Tag trafen wir andere Gesprächspartner – entspannt, sportlich, aber mit klarem geschäftlichem Fokus. Kein Dresscode, keine Agenda. Aber genau das machte es so wirksam: Man redete offener, direkter. Persönliche Haltung zählte mehr als vorbereitete Folien. Es ging um Vertrauen, um Haltung, um gegenseitiges Verständnis. Deals wurden hier nicht unterschrieben – aber vorbereitet. Und zwar gründlich.
Las Vegas: Wenn Meetings zur Inszenierung werden
Ein ganz anderer Rahmen, aber ähnlich aufschlussreich: eine Messe in Las Vegas. Wer glaubt, man könne sich dort einfach hinter seinem Fachwissen verstecken, irrt. In Vegas zählt der Auftritt. Gespräche finden zwischen Spielautomaten und Rooftop-Bars statt. Was zählt, ist Wirkung. Ich habe dort gelernt: Wer überzeugen will, muss nicht nur inhaltlich sattelfest sein, sondern auch Präsenz zeigen. Storytelling, Selbstbewusstsein und eine gewisse Lockerheit gehören dazu.
Amerika ist nicht gleich Amerika
Was oft vergessen wird: Es gibt nicht „die“ amerikanische Geschäftskultur. Die Unterschiede zwischen West- und Ostküste, zwischen Washington und Miami sind enorm – auch das durfte ich erleben:
- San Francisco und L.A.: Hier weht der Geist des Silicon Valley. Schnell, visionär, offen. Man spricht von Ideen, nicht von Titeln.
- New York: Direkt, anspruchsvoll, schnörkellos. Hier wird schnell verhandelt – und noch schneller entschieden, ob man zusammenpasst.
- Washington, D.C.: Formeller, politischer. Netzwerke zählen, der Ton ist bedachter.
- Miami: Persönlich, dynamisch, international geprägt. Man kommt schnell ins Gespräch – und manchmal schneller zum Deal, als man erwartet hätte.
Was bleibt?
US-Amerikaner denken oft größer, handeln schneller – aber sie bauen Vertrauen ganz anders auf als wir. Weniger über Kompetenznachweise, mehr über Begegnung. Ob beim Golf oder beim späten Dinner: Beziehungen entstehen dort, wo man sich als Mensch begegnet. Das habe ich gelernt – und schätze es sehr.
-Sven von Bismarck